Von New England nach Graz

Wann hast du dich in den Sport „American Football“ verliebt, Sam?

Sam Dickey, der 23-jährige Linebacker aus Hamilton, Massachusetts in New England, lehnt sich zurück und lächelt: „Ich kann mich nicht erinnern, wann Football einmal nicht das war, was ich am meisten geliebt habe. Seit ich mit sieben Jahren in der zweiten Klasse war, wollte ich nicht nur bei den Footballspielen meines großen Bruders zuschauen, sondern selbst spielen.
Aber wir konnten erst in der dritten Klasse anfangen – darum hab ich meine Eltern angefleht, mich doch früher einzuschreiben, weil ich unbedingt endlich am Feld stehen wollte.“
Schon als kleines Kind wurde Sams Liebe zum Football geweckt, als er unzählige Stunden damit verbrachte, gemeinsam mit seiner Familie den New England Patriots, dem Team seiner Heimat, dabei zuzusehen, wie sie die NFL dominierten.

 

 

Erzähl uns bitte etwas von deiner Footballkarriere.

Er überlegt kurz und fasst dann zusammen: „Ich spielte während der gesamten High School Football und wechselte dann zum Kenyon College. Dort hab ich in Summe 33 College-Spiele mit 244 Tackles (darunter 22 Tackles for Loss und 10 Quarterback Sacks) bestritten.
Nach dem Abschluss blieb ich in der Näher des Colleges um die ,Lords‘ zu coachen. Trotzdem hab ich mir währenddessen schon meine nächsten Schritte überlegt und hab gehofft, meine Spielerkarriere fortsetzen zu können. Als ich mit dem College-Football fertig war, hatte ich nicht das Gefühl, dass ich schon alles gegeben hatte. Ich wusste, dass ich noch mehr Potential habe um mich weiterzuentwickeln und wollte mein Wettkampfniveau steigern.
Während meiner Zeit bei Kenyon lernte ich durch einen Assistenztrainer die europäische Footballszene kennen. Er machte mich auf die Möglichkeit aufmerksam in Übersee zu spielen.
Vor einiger Zeit ging ein anderer Spieler unserer Conference, Jake Kennedy, nach Österreich und dann nach Deutschland.“
Sam setzte sich mit Jake, der in der Season 2019 als Quarterback für die Graz Giants spielte, in Verbindung.
„Jake hat mich ermutigt, mein Tape bei Euro Players, einer weltweiten Datenbank, in der Coaches nach Imports für ihre Teams suchen können, einzustellen. Damit begann mein Weg in den europäischen Football, ich wurde von den Wasa Royals aus Finnland für ein Jahr als Linebacker verpflichtet.“

 

 

Das heißt, die kommende Season, die du für die Graz Giants in Österreich spielen wirst, ist dein zweites Jahr in Europa?

Sam nickt: „Das ist richtig, Österreich ist meine zweite Station in Europa.
Die Zeit in Vaasa war mein erster Kontakt zu Europa und es hat mir sehr gut gefallen, ein Teil der europäischen Kultur zu sein.
Für die Verpflichtung in Graz habe ich mich entschieden, weil ich so viel Gutes über die heimischen Trainer und Talente in Österreich gehört habe und glaube, dass die Giants ein großes Potential für die Season 2022 haben.“

 

 

Was erwartest du von Österreich …

„Es gab viele Dinge, die ich an Finnland mochte, aber vor allem habe ich neue Erfahrungen gesammelt. Das ist heuer ähnlich: Ich habe nicht unbedingt eine ,Erwartung‘ an meine Zeit in Österreich, sondern eher den Wunsch, mehr zu lernen und so viel wie möglich zu erleben, da ich gar keine Vorkenntnisse über die Sprache und Kultur habe.“

 

 

… und von der Season mit den Graz Giants?

Hier sind seine Vorstellungen deutlich: „Ich erwarte viel Disziplin und Aufmerksamkeit von der Defense. Wenn wir das schaffen, können wir locker spielen, viel Spaß am Spielen haben und gute Plays machen.“

 

 

Wer sind deine Vorbilder?

Als Bewohner von New England ist für Sam klar: „Mein größtes Vorbild, im Football und im Leben, ist wohl Bill Belichick, der Head Coach der New England Patriots. Er verkörpert alle Eigenschaften die man braucht, um erfolgreich zu sein, und er schafft ein Umfeld, in dem seine Spieler wirklich als Team arbeiten müssen.
Spielerisch würde ich sagen, dass die Linebacker Darius Leonard und Fred Warner meine Vorbilder in der NFL sind. Sie sind beide intelligente, instinktive Spieler, die bewusst darauf hinarbeiten, Takeaways zu erzielen.“

 

 

Was sagt deine Familie zu deiner Entscheidung, (wieder) nach Europa zu gehen?

„Ich bin als jüngstes von vier Geschwistern aufgewachsen und wir stehen uns alle sehr nahe. Meine ganze Familie hat mich in meiner Spielerkarriere immer sehr unterstützt und wird vielleicht sogar versuchen, mich heuer in Österreich zu besuchen!“

Sam Dickey
Foto: Kunzfeld & Kunzfeld